Azubi-Blog
10.04.2020, Lengerich

Dual Studieren in Zeiten von Corona:

Die Corona Krise betrifft uns alle auf unterschiedliche Art und Weise.
Hier zwei Beispiele von unseren dualen Studenten.

Wie habt ihr die letzten Wochen erlebt? Was hat sich für euch geändert?

A. Haverkamp:

Meine Hochschule hat kurz vor den Klausuren den Präsenzbetrieb und damit auch die Klausuren eingestellt. Eigentlich war ich aber schon „ausgeplant“, also brauchte ich recht kurzfristig eine neue Beschäftigung bis das nächste Semester losgeht. Sehr spontan konnte mir meine Abteilung (FED-S) ein kleines Recherche-Projekt anbieten, was ich über die darauffolgenden 2 Wochen in Angriff nehmen konnte. Mit dem Angebot kam allerdings auch die Aussage: „Du wirst wahrscheinlich allein im Büro sein, der Rest hat Homeoffice!“, was für eine reine Software-Abteilung ziemlich logisch ist. Nach kurzer Absprache mit Ausbilder und Teamleiter hatte ich dann die Erlaubnis, im Homeoffice zu arbeiten. Meine Ansprechpartner konnte ich eh nur über Mail bzw. Videochat erreichen und im Netz recherchieren und programmieren, geht schließlich auch von zuhause. Also einmal ab zur Firma, den Laptop abholen und ran an den heimischen Schreibtisch.

C. Sopha:

Alles begann ganz normal: Die Semesterferien waren vorbei und ich begann mein 5. Teilzeitsemester. Ich hatte gerade ein neues Projekt angefangen, die Erstellung einer neuen Visualisierung für die Convertex. In vorsorglichem Wissen, dass sich bald Einiges ändern würde, erledigte man noch wichtige Gespräche vor Ort und lagerte Einiges an Material aus, um die Kontaktketten in späteren Zeiten zu verkürzen. Ich arbeitete dann einige Wochen normal aus dem Büro weiter an meinem Projekt. In der Nacht vom 12.03 auf den 13.03 gab die Hochschule Osnabrück bekannt, dass ab dem 16.03. der Präsenz-Lehrbetrieb eingestellt wird. Schnell kamen Fragen auf: Wie soll das Semester weitergehen? Auch die Professoren waren überrascht. Es gab von jedem nur die Info, dass sie erstmal Zeit bräuchten, um zu planen und sich im Laufe der Woche melden würden.

Welche Vorteile bringt euch das Arbeiten im Homeoffice?

A. Haverkamp:

Großes Plus für mich: ich arbeite gerne mit ein bisschen Musik im Hintergrund und wenn dann gerade ein gutes Lied läuft, kann man auch einfach mal mitsingen, hört ja keiner. Dazu kommt, dass ich mir morgens und abends die jeweils 40 Minuten Arbeitsweg sparen konnte, was erstaunlich viel ausmacht. Der ganze Arbeitstag wirkt kürzer.

C. Sopha:

Der Alltag im Homeoffice ist natürlich ein anderer. Es fängt damit an, dass ich mir den Arbeitsweg von jeweils 45min spare und der Tag dadurch produktiver erscheint. Morgens beginne ich meinen Arbeitstag mit einer 30-minütigen Videokonferenz, an welcher mein komplettes Team teilnimmt. Dort werden die wichtigen Themen besprochen und Probleme behandelt. Danach beginnt das normale Arbeiten am Projekt. Da ich an einem Software- Projekt arbeite und mir dafür ein Notebook zur Verfügung gestellt wurde, ist es für mich kein Problem, dies auch von zuhause zu tun. Da ich selbst auch zwei Monitore besitze, kann ich genauso arbeiten wie im Büro. Mit den externen Zugängen, die ich durch diverse Reisen vorher schon erhalten habe, ist auch der Zugriff auf alle Programme möglich.

Insgesamt funktioniert das Arbeiten von zuhause aus einwandfrei. Mein Teamleiter erfragt, wie üblich, einmal die Woche den aktuellen Status des Projektes. Die KollegInnen stehen einem für Fragen genauso zur Verfügung.

Welche Nachteile seht ihr?

A. Haverkamp:

Das man von den KollegInnen außerhalb der gelegentlichen Teammeetings per Videokonferenz nichts mitkriegt. Man trifft sich nicht zufällig an der Kaffeemaschine und stellt sich auch nicht zum Frühstück zusammen und quatscht. Echt schade. Zusätzlich wirken alle Fragen so offiziell. Ich habe mehrfach Meetings einberufen, was sich als Azubi irgendwie komisch anfühlt, denn man möchte die KollegInnen ja auch nicht unbedingt stören, wenn sie gerade gedanklich in einem anderen wichtigen Projekt drin sind.

C. Sopha:

Der größte Nachteil am Homeoffice sind die fehlenden Kontakte. Es ist auch einfacher bei Unklarheiten, die Kollegen direkt fragen zu können. Jetzt werden Fragen über Chats oder über Videotelefonie beantwortet. Dies funktioniert auch problemlos, allerdings bietet der direkte Kontakt meistens eine schnellere Lösung. Das Studieren im Homeoffice ist da noch eine andere Geschichte. Da, muss ich sagen, ist es schöner vor Ort im Präsenz-Lehrbetrieb. Im aktuellen Semester besuche ich drei Module. Jeder Professor hat eine andere Philosophie. Der eine hält die Vorlesung über eine Videokonferenz, in der Fragen direkt beantwortet werden können und die an eine Vorlesung in der Hochschule erinnert. Die zweite Vorlesung wird in Form von Videos hochgeladen, in welcher der Professor seinen Vortrag hält. Das Problem hier ist die schlechte Möglichkeit für Rückfragen. Der letzte Professor hat als Grundlage für seine Vorlesung ein selbstgeschriebenes Buch. Mithilfe des Buches sollen wir uns jetzt alles selbst erarbeiten. Man merkt dadurch recht schnell, dass hier ein einheitliches Konzept fehlt, was sicher durch die plötzliche Notwendigkeit geschuldet ist.

Euer Fazit lautet?

A. Haverkamp:

Die Arbeit ist die gleiche, wenn auch irgendwie anders. Ich wurde mit großer Freiheit auf mein Projekt losgelassen. Zwischendurch kam mal eine Nachricht, wie es denn so laufe und ob ich Hilfe bräuchte, was mir persönlich sehr gefallen hat. Jetzt sind die 2 Wochen um und das nächste Semester ist angelaufen, ebenfalls im Homeoffice. Schon jetzt war mir die Arbeit im Homeoffice deutlich lieber. Studieren im (spontanen) Homeoffice ist leider sehr unübersichtlich.

C. Sopha:

Zum Abschluss muss ich sagen, dass ich es gut finde, die Möglichkeit erhalten zu haben, im Homeoffice zu arbeiten und würde dies gerne gelegentlich auch abseits von Krisenzeiten tun. Das Studium im Homeoffice sehe ich hingegen als problematisch, da auch das gemeinsame Lernen mit den Kommilitonen ausfällt und Inhalte so schwerer zu vermitteln sind.

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